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Faszination Bodensee

Der Bodensee ist ein tolles Gewässer, gerade wenn es um Hechte geht. Eine unglaublich große Wasserfläche, die sich in die drei großen Seeteile Obersee, Überlinger See und den Untersee (der wieder in vier Teile zerfällt) gliedert, geht mit sehr abwechslungsreicher Natur, vielfältigem Fischbestand und einer Vielfalt möglicher Angelmethoden einher. Neben dem Bodenseefelchen, das besonders reizvoll ist, steht für uns Angler der Hecht ganz weit oben auf der Zielfischliste. Allerdings bedeutet die große Ausdehnung des Sees und seine zumeist sehr flachen Uferzonen, die aufgrund vieler Schutzgebiete und auch privater Grundstücke nur selten begehbar sind, für das Hechtangeln am Bodensee eigentlich immer: Schleppen mit dem Boot.

Karte vom Bodensee mit einem Detail des UnterseesQuelle: Adobe Stock, lesniewski / Mojofishing

Der Bodensee ist als größter See Deutschlands sehr abwechslungsreich und vielfältig. Er unterteilt sich in den Obersee, den Überlinger See und den Untersee, der sich wiederum in den eigentlichen Untersee, den Zellersee, den Gnadensee und den Rheinsee gliedert. Für Angler ein wahres El Dorado!

Hechte im Untersee

Besonders der Untersee eignet sich für das Hechtschleppen. Denn bei dieser Angeltechnik werden die erlaubten zwei Ruten mit Ködern bestückt und diese Happen mit einem Ruderboot (Motor ist leider verboten) an interessanten Strukturen in der hoffentlich richtigen Tiefe bei 3-5 km/h wie ziehende Fische durch das Wasser gezogen. Beim Hechtschleppen ist Strecke machen angesagt, und zwar am Besten in eine Richtung: Das Umdrehen des ganzen Systems ist entweder mit dem Rudern eines größeren Halbkreises oder aber dem Einholen und erneuten Ausbringen der Montagen verbunden. Um sich dies zu ersparen, sollte man sich vorher eine hübsche, gerade Strecke mit schönen Strukturen aussuchen und geduldig abrudern. Der Untersee bietet hier ideale Bedingungen, denn er ist in vielen Abschnitten mehr lang als breit und weist die für uns und Hechte idealen Strukturen unterschiedlicher Tiefen auf.

Informationen sammeln

Wie so oft bei Gewässern, die man noch nicht befischt hat, sollte man sich vorab ein wenig informieren, wo vielversprechende Stellen zu finden und welche Parameter aktuell zu beachten sind. Hechte stehen nicht immer an der gleichen Stelle, und gerade die großen Exemplare ziehen gern umher. Dabei folgen sie den ziehenden Futterfischschwärmen, variieren ihr Verhalten aber auch entsprechend der Jahreszeit und Temperaturen.

So macht es Sinn, bei einem Besuch im örtlichen Angelgeschäft ein paar gezielte Fragen zu stellen, während man die aktuell fängigen „Gummilatschen“ kauft, denn auch hier gilt: Köder ist nicht gleich Köder für Hechte. Durch das klare Wasser des Bodensees können natürliche Dekore (z. B. Ghost Ayu) sehr sinnvoll sein. Sind die Hechte aber aufgrund höherer Temperaturen agil und aggressiv, machen Schockfarben wie der klassische Firetiger durchaus Sinn. Entscheidend ist aber auch, in welcher Tiefe aktuell Fische gefangen werden, denn auf diese Tiefe stellt man den Lauf des Köders mit dem Paravan-Blei ein. Aber die gute Nachricht ist, dass wir ja zwei Ruten haben, so dass wir kombinieren können, sowohl im Hinblick auf die Tiefe, als auch beim Köderdekor.

Das Hecht-Tackle: Schwer, schwerer, am Schwersten

Machen wir uns nichts vor: Hechte schleppen vom Boot bedeutet beim Tackle schweres Gerät. Typische Hechtköder sind „Gummilatschen“, also Gummifische, oft mit Tauchschaufel, von rund 20 cm Länge, wie etwa der Daiwa Prorex Hybrid Swimbait in 18 cm Länge (gibt es auch in 25 cm). Allein dieser Köder hat ein Gewicht von 50 Gramm, dazu kommen meist noch vorgeschaltete Paravan-Bleie von 50-100 Gramm, um die Tauchtiefe des Köders über die angegebenen 3,5 Meter zu erhöhen. In Kombination mit der Belastung durch das Schleppen, das einen dauerhaften Zug auf Rute und Rolle bedeutet, sehen übliche Spinnruten schnell alt aus.

Für den norddeutschen Gastangler kann sich ein Blick in den Angelkeller lohnen, denn bevor in schweres Hechtgerät investiert wird, tun es auch nicht zu lange Brandungsruten mit 180-200 Gramm Wurfgewicht und eine stabilen 3000er Rolle.

Vorfach und Sideplanner

Zusätzlich benötigt man noch zwei Sideplanner, einen für die linke und einen für die rechte Seite. Diese Kunststoffscheiben mit Schwimmkörper werden auf die Schnur gefädelt, sorgfältig festgeklippt und sorgen dann dafür, dass die Hecht-Köder weit aufgefächert geführt werden können.

Auf die Rolle gehört beim Hechte schleppen ganz normale Raubfisch-Geflechtschnur (z. B. 0.13er oder 0.15er). Allerdings muss beim Sideplanner-Schleppen immer ein ordentlich langes Vorfach aufmontiert werden. Je nachdem, wie weit der Köder letztlich hinter dem Sideplanner herlaufen soll, können dies schon 15-20 Meter je Seite sein. Bei der Stärke besser nicht geizen, 0.50er-0.60er Fluorocarbon oder Hardmono sind das Maß der Dinge. Die Sideplanner haben kleine Clips, die mit Gummi beschichtet sind, mit denen die Sideplanner auf das Vorfach aufgeklippt werden. Schaut man sich den Sideplanner genauer an, sind diese Clips der kritische Punkt der ganzen Montage, denn hier wird die Schnur vom gerade hinterherlaufenden Köder schräg zum Boot hin abgeknickt. Es wirken also zwangsläufig große Kräfte in mehrere Richtungen – aber eigentlich hält das Ganze durch die Adhäsionskräfte ganz gut, wenn man nicht versucht, die Clips auf der geflochtenen Hauptschnur oder zu dünnem Vorfach zu fixieren. Schon bei Ausfieren der Planner erlebt man sonst böse Überraschungen, wenn das Ganze nicht richtig hält. Dann kann man eigentlich nur noch einpacken oder versuchen, mit einer Rute hinter dem Boot zu schleppen.

Übrigens macht diese Art Vorfach aufgrund seiner Sperrigkeit und Länge das Hechtschleppen oft zu einer echten Nervenprobe, denn das Material springt wahnsinnig gern in großen Schlaufen von der Rolle, wenn man nicht höllisch aufpasst und dauerhaft Spannung hält. Bei zwei Ruten, die nacheinander ausgebracht werden wollen, ist das ein echter Spaß. Hier helfen eigentlich nur zwei Kniffe: Erstens, immer den Daumen auf der Rolle halten, wenn die ganzen Montage ausgebracht wird, und zweitens, direkt nach dem Ablegen im Rutenhalter, wenn man sich der zweiten Rute zuwendet, ein Gummiband über die Rolle ziehen, um das unkontrollierte Abspulen zu vermeiden. Das kann man prima vorbereiten, indem man schon vor dem Start in den Angeltag ein passendes Gummi über den Rollenkörper zieht.

Fummelei: Das Ausbringen der Hecht-Montagen

Ist alles bereit, kann es losgehen. Zum Ausbringen der Ködermontagen mit den Sideplannern braucht es etwas Geduld und folgt immer dem gleichen Muster: Zunächst wird der Köder ausgeworfen, nur ein paar Meter, wenn noch ein Blei davor soll, sonst gern 15-20 Meter. Diese Weite bestimmt, wie weit hinter dem und tief unterhalb des Sideplanners der Köder läuft. Der Clip am Sideplanner wirkt ja wie eine Umlenkrolle. Zu wenig Auslage ist dabei nicht vorteilhaft, denn sonst behindern sich Sideplanner und Köder gegenseitig, gerade im Hinblick auf die Tauchtiefe. Zu weit hinterher erschwert wiederum das kontrollierte Schleppen, eine gewisse Distanz ist aber aufgrund der Scheuchwirkung von Sideplanner und Boot erforderlich.

Bild eines Sideplanners neben einem Ruderriemen im WasserQuelle: Mojofishing

So sollte es idealerweise sein: Der Sideplanner liegt ruhig seitlich vom Boot und er kann nach dem Ausbringen seines Bruders auf der anderen Seite zügig auf Distanz und Breite gebracht werden.

Das Paravan-Blei wird nur wenige Meter vor dem Köder auf das Vorfach geklemmt, damit es den Köder sicher absenkt und nicht nur einfach einen Bogen in das Vorfach zieht. Auch die Montage mit Blei muss nun auf Distanz gebracht werden, entweder durch kurzes Auswerfen oder durch kontrolliertes absinken lassen unter dem Boot.

Erst jetzt wird das Vorfach durch die hintere Öse des Sideplanners gezogen (dafür ist dort der Karabiner) und vorn in den Schnurclip eingeklippt. Gut festdrücken und kontrollieren – wenn das schon jetzt nicht hält, kann man einpacken und nach Hause fahren, dann macht es keinen Sinn. Hält es, ist man fast fertig.

Aber halt, da war ja noch etwas? Genau, die zweite Rute. Hier das gleiche Spiel noch einmal und jetzt beginnt der Spaß, denn auch auf einem See ist immer irgendwas in Bewegung und in einer kleinen Nussschale von Ruderboot muss man aufpassen, dass nicht plötzlich der linke Sideplanner rechts ist, während man den rechten noch montiert. Daher immer einen Blick darauf haben und beizeiten mit einem kurzen Ruderschlag das Boot wieder ausrichten.

Um die Montagen nun in Fangbereitschaft zu versetzen, wird die Rollenbremse ganz weit aufgedreht und man beginnt zu rudern. Die Rollenbremse muss geöffnet werden, damit die Sideplanner noch nicht zur Seite gezogen werden. Ziel ist es in dieser Phase vielmehr, durch den Wasserwiderstand der Sideplanner genügend Schnur von der Rolle zu spulen, die für die Distanz der Planner vom Boot entscheiden ist.

Ist man zufrieden, wird die Bremse wieder geschlossen. Hierbei gilt: „Ordentlich zu“ ist gut, wir haben es schließlich mit Hechten zu tun, aber „zu dolle zu“ kann ein Problem werden, wenn die „große Mutti“ einsteigt und mit Karacho abzieht. Dann brechen Schnur oder Rute oder, bei ganz viel Pech, die Rute geht ansatzlos über Bord. Außerdem ist das Klickern der Rolle, wenn der Hecht gegen die Bremse Schnur nimmt, ein weiterer Bissanzeiger. Man kann nicht immer alles im Auge behalten und das Rudern bekommt früher oder später durchaus etwas Meditatives.

Gruß von der Galeere

Jetzt heißt es ausdauernd Rudern. Ein Echolot kann dabei sehr hilfreich sein, denn am vielversprechendsten ist es, Kantenverläufen und Strukturen zu folgen, das Boot also immer ungefähr auf gleicher Tiefe zu halten. Da kann schon einiges an Zeit und Kilometern abgespult werden. Auch beim Hechteschleppen gilt: Die Fische springen nicht freiwillig in den Kescher.

Bild vom RudernQuelle: Mojofishing

Ausdauerndes Rudern ist Pflicht, denn nur bei einer Geschwindigkeit von 3-5 km/h laufen die Köder optimal. Die weiße Flagge ist übrigens nicht die ostfriesische Nationalflagge, sondern die vorgeschriebene Kennzeichnung eines schleppenden Bootes auf dem Bodensee.

Kommt dann aber der Biss, kann es schnell rund gehen. Man erkennt den Biss entweder ganz profan daran, dass Schnur von der Rolle genommen wird (wenn man denn die Bremse richtig eingestellt hat) oder dass einer der Sideplanner sich merkwürdig bewegt, meist von außen, wo er geschleppt wurde, hin zur Mitte. Bewegt er sich nur nach hinten und stellt sich quer, hat meist der Clip nicht gehalten und man kann mit der Montage von vorne beginnen. Ist aber eine Bewegung gegen die eigene Ruderrichtung zu erkennen, hat man meist einen Fisch.

Bild von einem gerissenen Hybrid ShadQuelle: Mojofishing

Das kann passieren, wenn man den Anhieb nicht richtig und entschieden setzt: Nicht nur, dass der mutmaßliche Meterhecht kurz vor dem Keschern ausgestiegen ist, er hat auch noch kurzen Prozess mit dem Köder gemacht.

Nun heißt es, zunächst die Ruder zu verstauen. Ist der Kescher klar? Was macht die andere Rute? Das kann man alles schnell noch klären, bevor man die Rute in die Hand nimmt, die Bremse schließt und beherzt den Anhieb setzt. Auch wenn die üblichen Hechtköder zum Schleppen mindestens zwei großzügig dimensionierte Drillinge aufweisen, sind sie doch keine Selbsthakmontagen, ein Anhieb also obligatorisch. Und er sollte ordentlich sein, denn es macht wirklich keinen Spaß, einen mutmaßlichen Meterhecht kurz vor dem Keschern zu verlieren, weil er sich aufgrund eines zu zaghaften Anhiebes doch noch losschlagen konnte.

Das Spannende beim Drill ist, dass man in einem kleinen Ruderboot sitzt, während man es mit einem agilen Raubfisch zu tun hat. Man macht durchaus Strecke und das Boot richtet sich immer wieder neu aus. Daher kann es sinnvoll sein, die zweite Montage einzuholen – das muss aber jeder selbst entscheiden, denn diese zwei Minuten können entscheidend für den erfolgreichen Anhieb sein und ist man erstmal im Drill, ist es mit dem Einholen der Rute vorbei.

Der Lohn der Mühen

Die Wahrscheinlichkeit, Ausnahmefische zu haken, ist beim Hechte schleppen besonders hoch und das macht diese Art der Angelei so spannend. Nur mit dem Boot kommt man an die spannenden Spots und Strukturen und die dauerhafte Bewegung des Köders durchs Wasser, die ihn wie einen gemächlich dahinziehenden Futterfisch wirken lässt, ist auch für Hechte etwas anderes, als ein statisch vertikal präsentiertes Stück Gummi oder ein hüpfend im Flachen geführter Shad.

Kommt es dann zum Biss, macht gerade die Bewegung in verschiedene Dimensionen besonders Spaß. Große Hechte ziehen auch das Boot ein wenig mit und man muss höllisch aufpassen, dass man auch wirklich alles im Blick und unter Kontrolle hat.

Bild von einem mittleren HechtQuelle: Mojofishing

Der Lohn der Mühen ist der Fisch, ganz klar. Auch wenn dies hier nur ein mittlerer Hecht von rund 60 cm Größe war, hat er doch Spaß gemacht.